KH
Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd

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04.12.2018

Baumarkt ist nicht überhitzt

Bauinnung Westfalen-Süd nimmt Stellung zu Angebotsabgaben, Preissteigerungen und Kapazitätsgrenzen

Kreis Siegen-Wittgenstein/ Kreis Olpe. Die gute konjunkturelle Lage im Baugewerbe hat zu einer guten Auslastung der Betriebe geführt, der Markt ist aber nicht überhitzt. Tatsächlich haben die Unternehmen durchschnittlich eine Auslastung von einigen Monaten. Nach diesem Zeitraum benötigen die meisten Betriebe aber neue Aufträge. Die Angebotspreise sind so kalkuliert, dass die Kostensteigerungen durch den sehr hohen Lohnabschluss in diesem Jahr und die gestiegenen Preise der Zuliefererindustrie Berücksichtigung finden. Lange Wartezeiten für Kunden und höhere Preise werden derzeit gehäuft in den Medien diskutiert. Die Bauinnung Westfalen-Süd nimmt dies zum Anlass, um über die Hintergründe zu informieren.

Die pauschale Kritik von Bauherren, dass bei Ausschreibungen kaum Betriebe ein Angebot abgeben und wenn, dann zu einem überteuerten Preis, weist Obermeister der Bauinnung Westfalen-Süd Stephan Hundhausen entschieden zurück. „Im Normalfall ist mit einer ausreichenden Anzahl von Angeboten zu einem angemessenen Preis zu rechnen“, so der Bauunternehmer aus Siegen.

Projektspezifische Gründe können zu Angebotsmangel führen


Tatsächlich werde viel gebaut und die Auslastung bei den Betrieben sei besser als in den vergangenen Jahren. Auftragsvorlaufzeiten von einigen Monaten seien normal. Wenn es bei einer Ausschreibung nur geringen Rücklauf gebe, müsse auch gefragt werden, ob die Bearbeitungsfrist für das Angebot lang genug war, ob die Leistungen ausreichend beschrieben wurden und ob die Ausführungsfrist angemessen sei. Allein für eine vernünftige Arbeitsvorbereitung sei Zeit erforderlich, was häufig unterschätzt würde. "Nicht selten sollen wir beginnen, aber die Ausführungspläne liegen noch nicht vor, obwohl das vor Auftragsvergabe anders kommuniziert wurde. "Bei der Festlegung der Ausführungsfristen durch Planer und Bauherren müssten auch die gestiegenen Materiallieferzeiten, besondere technische Schwierigkeiten sowie die Verfügbarkeit von Spezialgeräten berücksichtigt werden. Sei dies bei einer Ausschreibung nicht gegeben, würden die Unternehmen kein Angebot erarbeiten.

Betriebe akquirieren weiter Aufträge


Die Unternehmen in der Innung akquirieren weiter Aufträge. "Die Auftragsbücher für nächstes Jahr sind nicht voll", stellt Hundhausen fest. Kreishandwerksmeister Frank Clemens pflichtet dem Obermeister der Bauinnung bei: „Die Auslastung im Baugewerbe ist derzeit zwar insgesamt hoch. Allerdings gilt dies nicht für alle Gewerke gleichermaßen. Die langanhaltende gute Konjunktur heißt nicht, dass wir im Handwerk keine Aufträge mehr brauchen und deshalb keine Angebote abgeben. Im Gegenteil – wir bemühen uns sehr wohl um neue Aufträge und das müssen wir auch.“

Preisentwicklung: Kostensteigerungen für Betriebe müssen berücksichtigt werden


Ein ebenso öffentlich viel diskutierter Punkt ist die aktuelle Preissteigerung für Bauleistungen. Diese ist aus Sicht der Bauinnung Westfalen-Süd begründet: Besonders die außergewöhnlichen Lohnsteigerungen in diesem Jahr, Materialpreissteigerungen, Mauterhöhungen und gestiegene Treibstoffkosten müssen bei der Kalkulation der Angebote berücksichtigt werden. Es gebe immer wieder Differenzen zwischen den Kostenschätzungen von Planern und den tatsächlichen Marktpreisen. Häufig sei der Weg bis die Bauentscheidung getroffen sei, verständlicherweise sehr lang. Kostenschätzungen würden meist in einer frühen Phase als Entscheidungskriterium erstellt. Leider würden diese Schätzungen dann aber nicht entsprechend der Preisentwicklung fortgeschrieben, sodass es dann beim Eingehen der Angebote zu Überraschungen komme.

Mit Ausbildung gegen den Fachkräftemangel 


Dem Aufbau der Kapazitäten in Baubetrieben und bei Planern sind enge Grenzen gesetzt. Die allgemeine Arbeitsmarktsituation findet ihren Niederschlag auch bei den Baufachleuten. "Fachkräfte sind nur begrenzt vorhanden und deshalb fällt teilweise schon der Ersatz von bewährten Mitarbeitern, die in den Ruhestand gehen, schwer", gibt Stephan Hundhausen zu bedenken. Die Betriebe steuern dagegen und bilden aus. "Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen", meint Hundhausen. Ausbildung benötige eben Zeit. Die Zahlen der Auszubildenden im ersten Lehrjahr sprechen aber eine erfreuliche Sprache. In diesem Jahr haben im Aus- und Weiterbildungszentrum Bau in Kreuztal-Fellinghausen über 30 % mehr Auszubildende des ersten Lehrjahres begonnen. So viele junge Menschen im ersten Ausbildungsjahr gab es dort zuletzt im Jahr 1999.

Text und Foto(s): Rebecca Dalhoff