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Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd

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02.05.2016

Neuwahlen auf der Mitgliederversammlung der Friseur-Innung Westfalen-Süd

Ereignisreich und spannend war kürzlich die Innungsversammlung, zu der die Friseur-Innung Westfalen-Süd in die Räumlichkeiten der Siegerlandhalle eingeladen hatte.

Da die Innung mit aktuell 129 Innungsmitgliedern sehr gut aufgestellt ist, waren auch viele Anwesende der Mitgliedsbetriebe der Einladung gefolgt. Kai Steuber, zu diesem Zeitpunkt noch amtierender Obermeister, begrüßte die Teilnehmer und gab eine gute Auftragslage im Friseurhandwerk bekannt.
„Wir sind auch in der glücklichen Lage mit dem Berufsbildungszentrum (BBZ) in Dreis Tiefenbach ein eigenes Kompetenzcenter für berufliche Fort- und Weiterbildung  in unserem schönen Beruf ortsnah zu haben. Die Azubis müssen wir nicht nach Arnsberg schicken, wo zusätzlich finanzielle Aufwendungen für Unterkunft und Verpflegung anfallen und sich zudem die Frage stellt, wie sie dort verkehrstechnisch hinkommen. Um auf Augenhöhe mit den modernen Trends im Friseurhandwerk zu bleiben, werde die Innung auch in Kürze in neue Einrichtungen im BBZ investieren. Den Salonräumen, die noch im Style der 80-er Jahre sind, gelte es, einen neuen Look zu verpassen. Wir haben einen Bauausschuss gebildet und in den Sommerferien sollen die Handwerker bereits beginnen“, so der Obermeister. „Mit Andrea Lange-Ebener, die auf Honorarbasis die Leitung des Ausbildungszentrums übernommen hat, konnten wir überdies Ausbilderstelle wieder kompetent besetzen, fügte Innungsgeschäftsführer Jürgen Haßler hinzu.

Nach seinen Worten leitete Kai Steuber zum ersten Referenten über. „Karrierewege im Friseurhandwerk – Ausbildungsbotschafter“ lautete der Titel, zu dem Rüdiger Schnüttgen, Starthelfer Ausbildungsmanagement bei der Handwerkskammer Südwestfalen, einige spannende Informationen im Gepäck hatte. Zu Beginn seines Vortrags ging der 43-jährige kurz auf die Karrierewege im Friseurhandwerk ein. „Ab dem Start der Friseurlehre steht jedem engagierten Newcomer ein fast unendliches Weiterbildungsangebot offen:   Schnitttechniken, Stylingtechniken, Färbetechniken, neue Frisurenlooks Kosmetik/Make-up,  Typberatung, Nail Design, Werbung/Marketing, Produktverkauf, Kundengespräch, Personalmanagement“, erklärte Schnüttgen.  Danach gebe es vielfältige Möglichkeiten zur Spezialisierung im Salon nach der Ausbildung. Beispielweise   Fortbildungen Coloration, Berufliche Zusatzqualifikation „Meisterassistent/in Kosmetik im Friseurhandwerk“, Fortbildung Haarprothetik, Fortbildung Hairextensions bzw. Fortbildung zur/zum staatlich „Geprüften Salonservice-Manager/in".

 „Oder halt der klassische Weg – Die Meister-Ebene“, so der Referent. Auch das triale Studium für Abiturienten (Gesellenprüfung, Meisterprüfung und Bachelorabschluss nach 4,5 Jahren Gesamtausbildungszeit)  ließ er nicht unerwähnt. „Ob als Angestellter oder Chef seines eigenen Salons. Den beruflichen Erfolg kann jeder selbst in die Hand nehmen und sein Ziel bestimmen“, so Rüdiger Schnüttgen. Dem in jedem Gewerk des Handwerks derzeit hochspannendem Thema „Ausbildungsbotschafter“ widmete er sich ebenfalls intensiv. „Wir sind derzeit auf der Suche nach geeigneten Auszubildenden, die sich für die diese Aufgabe eignen. Es ist einfach etwas anderes, ob Berufsberater oder Ehrenamtsträger vor jungen Menschen die unterschiedlichsten Ausbildungsberufe vorstellen oder gleichaltrige junge Menschen auf Augenhöhe zu den Schülern sprechen. Hier sprechen wir über Azubis aus dem zweiten und dritten Ausbildungsjahr“, so Schnüttgen. Jeder Einsatz soll rund 20 Minuten dauern und alle Schulformen ansprechen. Mit speziellen Schulungen werden die jungen Azubis auf ihre wichtige Aufgabe vorbereitet. „Wie kann ich meinen Beruf passend vorstellen? Vor allem muss der jeweilige Ausbildungsbotschafter Spaß an seinem Beruf haben. Nur so kann er ihn authentisch rüberbringen und in den Schulen vorstellen. Denn die Azubis sollen ganz offen und ehrlich über ihre Aufgaben berichten und durchaus auch eventuelle Schattenseiten des jeweiligen Berufs nicht verheimlichen“.

Einem nicht weniger wichtigen Thema widmete sich Steuerberater Sebastian Müller. Sein Vortrag stand unter der Überschrift „Schwerpunkte bei Betriebsprüfungen“ und war sehr realitätsnah aufgebaut. Müller, der kürzlich während einer Versammlung bereits zum Thema Kassenführung als Referent eingeladen worden war, konnte während seines Vortrags ein wenig aus dem „Nähkästchen“ plaudern, da er selbst vier Jahre beim Finanzamt als Betriebsprüfer angestellt war. Der Fachmann beantwortete zu Beginn die Frage, wie so eine Prüfung grundlegend aussehe und ging im weiteren Verlauf genauer auf Themenpunkte, wie die Nutzung eines Firmenfahrzeugs ein. „Hier ist entweder die Privatnutzung mit der 1-%-Regelung oder die ordnungsgemäß geführte Fahrtenbuchmethode anzuwenden“, so Müller. Die 1%-Regelung ist jedoch nur anwendbar, wenn das Fahrzeug zu mehr als 50% betrieblich genutzt wird. Überdies kann eine Zuordnung zum Betrieb nur dann erfolgen, wenn das Fahrzeug zu mehr als 10% betrieblich genutzt wird.

Detailliert ging der Referent ferner auf die Kalkulationsmethoden der Finanzverwaltung ein. Hier hatte er in seiner Power-Point-Präsentation die Themen Richtsatzverprobung, Aufschlagskalkulation und Geldverkehrsrechnung vorbereitet. Die Aufschlagskalkulation machte er am Beispiel von Tuben mit Färbe- und Haarpflegemitteln deutlich. „Anzahl der Tuben, Inhalt aller Tuben, Menge pro Anwendung, Anzahl der Anwendungen und vieles mehr werden bei dieser Rechnung hinzugezogen“, so der Steuerberater. Unter dem Stichwort Geldverkehrsregelung“ erklärte er: „Das Finanzamt versucht den täglichen Bedarf des Steuerp?ichtigen zu ermitteln. Hierzu verwickelt der Prüfer den Friseur in Gespräche um herauszu?nden, welchen Lebenswandel er pflegt. Angaben zu Urlauben, teuren Hobbys und Kleidung werden gerne als Argumente für fehlende liquide Mittel herangezogen. Ergeben sich dann nach der Berechnung des Beamten Fehlbeträge, wird u. U. unterstellt, dass diese Beträge aus Schwarzeinnahmen ?nanziert worden sind. Es erfolgt dann eine Hinzuschätzung des Fehlbetrages.“
Auch die Regelung, dass ab dem 01. Januar 2017 an jedem Kassensystem eine Schnittstelle zum Finanzamt bestehen muss, sprach er an und gab den Friseuren den Tipp, die Kassen bis zu diesem Zeitpunkt anzupassen um auf der sicheren Seite zu sein.

Einer deutlich entspannteren Aufgabe widmete sich im Anschluss an den Vortrag des Steuerberaters Obermeister Kai Steuber und Jürgen Haßler als Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd beim Tagesordnungspunkt 9 „Neuwahlen“.

Der Vorstand der Friseur-Innung hat sich nach den Neuwahlen nicht nur komplett neu aufgestellt und verkleinert, sondern mit Andrea Simon zum ersten Mal eine Frau als Vorstandsvorsitzende gewinnen  können, die sich in der Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd und darüber hinaus für die Belange des Friseurhandwerks aktiv einsetzen wird. „Ich danke allen für das Vertrauen in meine Person. Ich werde die gute Vorarbeit von Reiner Gerhard und Kai Steuber fortführen, aber auch versuchen, zahlreiche neue Ideen mit einzubringen, selbstverständlich in Absprache mit dem neuen Vorstand“, so die 47-jährige, die ihre Ausbildung 1989 in Dortmund machte und 1997 die Meisterprüfung ablegte. Seit 2003 wirkte sie im Modeteam mit und seit 2007 als Vorsitzende im Gesellenprüfungsausschuss der Innung. Seit 2010 ist sie überdies Mitglied im Vorstand der Innung. Ihr Vorgänger, Kai Steuber, hatte sein Amt aus privaten Gründen abgegeben, ließ sich aber als stellvertretender Obermeister aufstellen und wurde einstimmig in dieses Amt von den anwesenden Innungsmitgliedern gewählt. Simone Menne, die bereits seit einigen Jahren als Moderatorin durch die Modeproklamationen führt, bekleidet jetzt zusätzlich das Amt der Lehrlingswartin. Zu ihrer Stellvertreterin wurde Ina Kaiser gewählt. Als Beisitzer komplettieren den Vorstand:  Andreas Loos, Evelyne Pechmann, Marc Platte Roberto Saverino, und Christiane Smrcek. Sämtliche Wahlen im Innungsvorstand erfolgten einstimmig.

Abgerundet wurde die gut dreieinhalbstündige Innungsversammlung mit Ehrungen ausscheidender verdienter Ehrenamtsträger. Gerd Harms, der nach 37 Jahren die Arbeit im Vorstand beendet, erhielt von Ingo Lanowski (Stellvertretender Verbandsvorsitzender des Friseur- und Kosmetikverbandes NRW) die Goldene Ehrennadel verliehen, eine besondere Auszeichnung für große Verdienste um den Berufsstand. Bärbel Hardenacke, bereits Trägerin der Goldenen Ehrennadel, wurde für 44jährige Tatigkeit im Friseur-Vorstand, u. a. auch als stellvertretende Obermeisterin, ausgezeichnet und Jens Hardenacke als ausscheidender zweiter stv. Obermeister. Diese Ehrungen nahm Andreas Loos vor noch in seiner Funktion als stellvertretender Obermeister.

Strahlende Gesichter nach der einstimmigen Wahl im neuen Friseur-Vorstand. (vlnr: Ina Kaiser, Christiane Smrcek, stv. Obermeister Kai Steuber, Obermeisterin Andrea Simon, Roberto Saverino, Andreas Loos, Evelyne Pechmann, Lehrlingswartin Simone Menne, Marc Platte.

Stabwechsel an der Vorstandsspitze: Kai Steuber gratuliert seiner Nachfolgerin Andrea Simon zur einstimmigen Wahl zur neuen Obermeisterin

Hauptamt und neue Vorstandsspitze im gemeinsamen Foto nach den Neuwahlen. (vlnr: stv. Obermeister Kai Steuber, Obermeisterin Andreas Simon, Lehrlingswartin Simone Menne, Geschäftsführer Jürgen Haßler)

Text und Foto(s): Kai Osthoff | Medienagentur K-MediaNews.de