KH
Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd

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24.03.2017

Informatives Ausbilder-„Fresh-up“ im AWZ-Bau Kreuztal

„Wir zelebrieren Ausbildung. Sie ist für die Mitglieder unserer 21 Innungen sehr wichtig“, begrüßte Jürgen Haßler, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd, die vielen Interessenten die gekommen waren, um sich über Themen rund um die Ausbildung ihrer Lehrlinge zu informieren. Der KH-Geschäftsführer wies darauf hin, dass die Veranstaltung auch ein Beitrag dazu leisten wolle, Ausbildungsabbrüche möglichst zu verhindern. Haßler freute sich über das große Interesse und versprach spannende Themen. 50 Interessenten hatten sich für das Ausbilder-„Fresh up“ im AWZ-Bau in Kreuztal angemeldet.

Sprüche wie „früher war alles besser“, oder „die sollen sich nicht so anstellen, die brauchen nur eine feste Hand!“ oder auch „die Jungen achten das Alter nicht!“  kommen generell von den Älteren, analysierte Christian Niedermeyer, Bildungsprojektleiter im AWZ-Bau. „Aber ist die heutige Jugend in der Tat schlechter oder ist es nur ihr Ruf?“ stellte der Referent die Frage in den Raum und klärte auf: Die Sprüche der Älteren hätte es bereits vor tausend Jahren gegeben. Schon die alten Philosophen wie Sokrates und Plato hätten sich mit dem Thema beschäftigt.

Die heutige Generation, so erklärte der Referent, wolle am liebsten unabhängig sein. Sie sei neugierig und offen, wolle aber auch technische Möglichkeiten mit einbeziehen. Sie strebe nach einem optimalen Mix aus Arbeitsleben und Freizeit. Aber, die Generation habe auch Leistungswillen. Wichtig sei für sie die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung und der Spaß am Beruf, so zeichnete Dipl. Sportwissenschaftler Christian Niedermeyer das Profil der heutigen Jugend.

Eine anschließende „Reise“ durch die Jahrzehnte zeigte anschaulich auf, dass die Ansprüche der Jugend in den unterschiedlichen Jahrgängen immer wieder andere gewesen seien. „Individualität, Ehrgeiz und Ambitionen“ hätten die Jugend der 65ger bis 76ger Jahre geprägt. In den 70ger bis Beginn der 90ger Jahre seien die Charaktere eher „Ichbezogen“ gewesen. Selbstverwirklichung und Freiheit sei das Ziel gewesen. Heute sei das primäre Ziel der jungen Menschen „Einkommen und Lebenslust sowie Sicherheit und Stabilität. Digitalisierung gehöre zwingend in den Berufsalltag, wobei auch das Handy eine ungeheuer wichtige Rolle spiele.

Ass. Dagmar Stümpel-Müller von der Handwerkskammer Südwestfalen in Arnsberg informierte die Anwesenden anschließend zu den Themen „Berufsbildungsrecht und Arbeitsrecht“. Die Referentin wies gleich zu Beginn ihrer Ausführungen darauf hin, dass der Ausbildungsbetrieb verpflichtet sei, den (oder die) Auszubildenden zum Besuch der Berufsschule anzuhalten und ihn (sie) dafür freizustellen.
Wichtig sei auch, dass der Arbeitgeber sich in Abständen bei der Berufsschule nach seinem oder seinen Schüler(n) und dessen Leistungen erkundigen solle. Die Schulbesuchskarte gäbe darüber hinaus dem Ausbilder die Möglichkeit über etwaige Schulversäumnisse seines Auszubildenden rechtzeitig informiert zu sein. Dagmar Stümpel-Müller wies ausdrücklich auch darauf hin, dass die Berufsschulzeit der Ausbildung gleichgestellt sei und daher grundsätzlich auf die Ausbildungszeit anzurechnen sei. Die Referentin sprach die Beachtung der gesetzlichen wöchentlichen Höchstarbeitszeit von 48 Stunden an, erklärte die gesetzlichen Mindestansprüche auf Urlaub und erläuterte Möglichkeiten und Fallstricke einer Kündigung während und nach der Probezeit.

Manfred Spanier Ausbildungsberater aus dem Hause der Handwerkskammer Südwestfalen hatte den „Demografischen Wandel“ ins Visier genommen. Es gebe eine Verzehnfachung des Altersaufkommens. Die Zahl der älteren Menschen nehme zu, die Schülerzahlen verringere sich und die Gesellschaft steuere auf einen Fachkräftemangel zu, umfasste Manfred Spanier die bestehende Situation. „Wir stehen vor der größten Aufgabe unserer Zeit“, erklärte Spanier. Er mahnte Arbeitgeber beziehungsweise die Ausbilder dazu, aufmerksam zu sein und die Warnsignale eines Ausbildungsabbruches rechtzeitig zu erkennen. Die Gründe dafür seien recht vielschichtig. Zwei Beispiele seien „fehlende Eignung“ oder auch die „Unzufriedenheit der jungen Leute“. Der Ausbildungsberater empfahl deshalb rechtzeitig ein Beurteilungsgespräch mit dem Auszubildenden zu führen und Gelegenheit zur gemeinsamen Reflektion zu geben was gut läuft oder welche Probleme es gibt.

Dipl. Kfm. Matthias Rink, Mitarbeiter der Kreishandwerkerschaft, hatte sich des Themas „Förderung lernschwacher Auszubildenden“ angenommen. Rink zählte Möglichkeiten auf, die lernschwache Auszubildende nutzen können, um das Ziel, das reguläre Ausbildungsverhältnis, zu erreichen. Zum Beispiel Hilfe bei „Defiziten bei der Führung eines Berichtsheftes“. Daneben gebe es viele Möglichkeiten nach der Berufsschule oder nach Feierabend an Förderungskursen teilzunehmen und zwar im Rahmen von ausbildungsbegleitenden Hilfen oder der assistierten Ausbildung, die von der Arbeitsagentur gefördert würden. Eine weitere Alternative sei auch, dritte Partner hinzuzuziehen, die die Auszubildenden im Rahmen von Patenschaften unterstützen und den Betrieben mit Rat und Tat zur Seite stehen. In diesem Zusammenhang sprach Rink das Projekt „Pack´s an“ des CVJM an. Die Erfolgsrate sei dahingehend relativ hoch.

Die Teilnehmer des Workshops fühlten sich am Ende der Veranstaltung, in der auch genügend Freiraum für individuelle Fragen blieb, sehr gut informiert.

Dipl. Kfm. Matthias Rink von der Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd machte auf das Thema „Förderung für lernschwache Auszubildende“ aufmerksam und gab Fördermöglichkeiten bekannt.

Text und Foto(s): Rita Lehmann